Zionsgemeinde Hamburg
Eine Gemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche

Gottesdienstablauf

Liebe Gottesdienstbesucherin !

Vier Wesensmerkmale des christlichen Gottesdienstes sind schon für die Urgemeinde bezeugt:  Gemeinschaft, Wortverkündigung, Sakrament, Gebet. Bei der Gestaltung des Gottesdienstes muß unterschieden werden zwischen dem, was von Christus her geboten und dem, was unserer freien Gestaltung überlassen bleibt. Die Form des Gottesdienstes soll dem Wesen des Evangeliums gemäß, aber auch der Tradition der Kirche verpflichtet sein, um die Einheit des Verkündigens, Glaubens und Betens über viele Generationen hinweg sichtbar werden zu lassen. Andererseits muß es möglich sein, durch neue Gestaltungsformen und Ausdrucksmittel im Gottesdienst die Aktualität und Gegenwartsnähe des christlichen Glaubens sichtbar zu machen.

Christlicher Gottesdienst ist zuerst "Dienst Gottes am Menschen", der dann umgekehrt den "Dienst des Menschen für Gott" bewirkt. Der Mensch, der das Heil durch das Leiden und Sterben Jesu Christi glaubend empfangen hat, gibt Antwort auf den Zuspruch und Anspruch Gottes.

Die Zionsgemeinde feiert ihre Gottesdienste nach der Agende der Evangelisch - Lutherischen Kirche. In dem folgenden wird versucht,  Sinn und Aussage dieser Liturgie zu verdeutlichen. Erst wenn wir verstehen, was und warum wir es hören, singen und sprechen, werden wir den großen Reichtum des lutherischen Sakramentsgottesdienstes erfassen.

Manches ist uns fremd. Wer empfindet z.B. noch das umfassende Bittgebet "Kyrie eleison - Herr, erbarme dich" als Ausdruck des Jubels ? Wer weiß, daß es die Huldigung ist, mit der das Volk den einziehenden und siegreichen Herrscher begrüßte ?

In dem Nachstehenden ist der "normale" Sakramentsgottesdienst (Hauptgottesdienst) beschrieben. Abweichungen sind möglich. So kann an die Stelle der Epistellesung eine Lesung aus dem alten Testament treten, wenn der Episteltext Predigttext ist. So können im Sakramentsteil das Vaterunser und die Einsetzungsworte in einer anderen Reihenfolge stehen, und das Agnus dei kann das Austeilungslied ersetzen.

Möge Gott uns schenken, daß wir dem Gottesdienst verstehend und mit Freuden folgen und den Frieden empfangen, den Gott uns geben will, den hineinzutragen in die Welt unsere Aufgabe ist.

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Der Hauptgottesdienst
  1. Der Rüstteil, die Eröffnung
  2. Der Gottesdienst beginnt mit dem Orgelvorspiel und dem Eingangslied. Das anschließende Rüstgebet ist ein Ruf zur rechten Vorbereitung auf den Gottesdienst. Es ist die Aufforderung, die eigene Schuld vor Gott zu bekennen, und die Bitte um sein Erbarmen.

  3. Der Eingangsteil, die Anrufung
  4. Im Eingangsteil folgen einander verschiedene Stücke, die insgesamt Lob und Anbetung, Klage und Bitte ausdrücken. Hierzu gehören der Introitus und das Kyrie, das Gloria und das Kollektengebet. Der vom Chor und der Gemeinde im Wechsel gesungene Eingangspsalm, Introitus genannt, besteht aus im Geiste Christi gebeteten Psalmenteilen. Es sind Stücke aus dem Gesangbuch des Volkes Israel. Der Introitus nimmt das Thema des Sonn- oder Feiertags auf. Er schließt, mit Ausnahme in der Passionszeit, mit dem "Ehre sei dem Vater.... ", dem Bekenntnis zum Dreieinigen Gott, dem Gloria patri.
    Das dreimalige Kyrie ist der Ruf der Gemeinde  "Herr, erbarme dich."
    Es ist der umfassende Gebetsruf aus der Tiefe aller menschlichen und kreatürlichen Not. Der Kyrieruf enthält die Bitten :  Hilfe an Leib und Seele, Vergebung der Schuld, Bewahrung vor Versuchung, Erlösung von dem übel. Er ist die demütige Huldigung der Größe, Heiligkeit und Barmherzigkeit Gottes.

    Dem Kyrie folgt das Gloria, ein Hymnus. Er bringt eine Lobpreisung Gottes, des Vaters, eine Anrufung Jesu Christi und schließt mit einer Verherrlichung des Dreieinigen Gottes. Die Gemeinde kennt das große Gloria " Wir loben dich, wir benedeien dich, wir beten dich an ... ", wie es zu den hohen Festtagen gesungen wird, und das liedförmige " Allein Gott in der Höh' sei Ehr ". Das Gloria wird an allen Sonn-, Feier- und Danktagen gesungen. Es entfällt aber vom 2. bis 4. Advent und in der Fastenzeit vor Ostern.

    Das Kollektengebet wird als Vorbereitungsgebet auf die Schriftlesung verstanden. Der Anrede an Gott Vater folgt ein auf das Thema des Sonn- oder Feiertags bezogener Bitt-Teil in der Wir-Form. Es ist eine Bitte der Gemeinde. Es schließt mit dem trinitarischen Lobpreis. Die Gemeinde antwortet mit "Amen", womit sie das Gebet des Liturgen bekräftigt:
    "Es steht fest" oder "Es soll geschehen".

  5. Der Wortteil
  6. Die Verkündigung und das Bekenntnis bilden den Wortteil des Gottesdienstes, dazu gehören die Epistel- und Evangeliumslesung, das Halleluja, das Graduallied, das Glaubensbekenntnis und die Predigt. Lesungen aus der Heiligen Schrift bilden von alters her einen unveräußerlichen Bestandteil des christlichen Gottesdienstes.  Im lutherischen Gottesdienst ist eine zweifache Schriftlesung in der Reihenfolge Epistel - Evangelium üblich, wobei man unter  " Evangelium " die Schriften der vier Evangelisten und unter "Epistel" die übrigen Bücher des Neuen Testamentes einschließlich der Apostelgeschichte versteht. Das Evangelium mit seinen unmittelbaren Worten Jesu bildet den Höhepunkt der Lesungen und ist darum unverzichtbar und soll am Schluß stehen. Es wird  auch durch zwei umrahmende Lobrufe herausgehoben.

    Die Lesungen, Perikopen genannt, sind für die einzelnen Sonn - und Feiertage festgelegt. So hat die Gemeinde einen Stamm von rund 120 gewichtigen Schriftlesungen, die Jahr für Jahr in einer festen Ordnung an ihr vorüberziehen.

    Das Halleluja besteht aus ein bis zwei vom Chor gesungenen Psalmversen, auf die die Gemeinde mit " Halleluja " antwortet.  Es ist nicht als eine Antwort auf die Epistellesung gedacht, sondern als eine Hinführung auf die Evangeliums-Lesung. In der Fastenzeit und an Bußtagen entfällt das Halleluja.

    Das zwischen den Lesungen platzierte Gemeindelied, Graduallied genannt, hat Verkündigungscharakter. So kann die Gemeinde in der ihr gemäßen Form des Liedes den Auftrag der Verkündigung wahrnehmen. Es haben mehr als 60 Kirchenlieder ihren festen Platz im Kirchenjahr.

    In der Christenheit haben drei Glaubensbekenntnisse der alten Kirche eine grundlegende Bedeutung erhalten: das Apostolicum, das Nicaenum und das Athanasianum. Da diese drei Bekenntnisse für fast alle christlichen Kirchen verbindlich sind, werden sie auch " ökumenische Symbole " genannt. Die beiden erstgenannten haben ihren festen Platz im Gottesdienst. Das Apostolicum wird im Predigtgottesdienst, das Nicaenum im Abendmahlsgottesdienst gemeinsam gesprochen. Das Glaubensbekenntnis, Credo genannt, ist nicht allein eine Lehrformel, sondern vor allem ein anbetender Hymnus. Anstelle des gesprochenen Credo kann auch ein Credolied treten, wie " Wir glauben all an einen Gott " (Gesangbuch 132) oder " Wir glauben Gott im höchsten Thron ". (133).

    Die Predigt, also die Verkündigung des Wortes Gottes durch Auslegung eines vorgegebenen biblischen Textes vor der versammelten Gemeinde, war schon in der vorchristlichen Synagoge selbstverständlich. Heute bilden sechs Predigtreihen die " Ordnung der Predigttexte ". Daraus ergibt sich ein Predigtturnus von sechs Jahren. Er wurde weithin von allen evangelischen Kirchen Deutschlands übernommen. Die Predigtreihen enthalten Texte aus den Evangelien, den Episteln und aus dem Alten Testament.

    Eine Liedstrophe führt zur Predigt hin. Der Kanzelgruß ist der Predigt vorangestellt. Er ist von Jesus seinen Jüngern aufgetragen. In diesem Sinne haben die Apostel ihn auch ihren Briefen vorangestellt.

    Der Predigt folgt der Kanzelsegen mit " Amen"  der Gemeinde. Das anschließende Predigtlied gibt der Gemeinde die Möglichkeit, sich zu dem Inhalt der Predigt glaubend zu bekennen. An der Schwelle zum Sakramentsteil steht seit alters ein Gebet, das Allgemeine Kirchengebet. Es ist eine Fürbitte, in der die vielfältigen Anliegen der Gemeinde in der Welt genannt werden. Die Gemeinde kennt mehrere Gebetsformen. Alle Gebete sind nach einem festen Schema aufgebaut, das dem Gang des Vaterunsers entspricht. Der erste Abschnitt enthält die Fürbitte für die Kirche, der zweite bringt die Fürbitte für die öffentliche Ordnung im Lande, der dritte die Fürbitte für die Notleidenden. Das Allgemeine Kirchengebet schließt mit einem anbetenden Lobpreis.

  7. Der Sakramentsteil
  8. Unter Präfation (Einleitung) verstehen wir ein feierliches hymnisches, also zu singendes Preis- und Dankgebet. Es ist an Gott gerichtet und vereint die zum Vollzug des Altarsakraments versammelte Gemeinde der Gläubigen auf Erden mit dem Chor der Engelmächte im Himmel. Dieses Gebet ist eines der ältesten Stücke des christlichen Gottesdienstes.

    Drei Versikelpaare führen zum Präfationsgebet hin, wobei dem Anruf des Liturgen die Antwort der Gemeinde folgt. Das Präfationsgebet nimmt die Antwort des dritten Versikels auf und wird bestimmt von der lobpreisenden Danksagung.

    Das Sanctus, das "Heilig, heilig, heilig ist Gott...." steht in enger Verbindung zur Präfation. Es ist ein Hymnus, der sich aus einem alttestamentlichen und einem neutestamentlichen Teil zusammensetzt. In ihm wird der heilige Gott angebetet, der in seinem Sohn Jesus Christus sich zu uns herabneigt und sich den Seinen im Heiligen Abendmahl schenkt.

    Die Einsetzung des Heiligen Abendmahls wird im Neuen Testament viermal erwähnt. Durch das Sprechen der Einsetzungsworte geschieht die Konsekration. Darunter versteht die Kirche den Akt der Segnung, durch den Brot und Wein ausgesondert und zu Trägern der leiblichen Gegenwart Christi werden. So empfängt die Abendmahlsgemeinde unter dem Zeichen von Brot und Wein den Leib und das Blut des Gottessohnes, ihres Herrn Jesus Christus.

    Der Einsetzung folgt das Vaterunser. Es war immer ein Stück der Sakramentsliturgie. Mit seinen Bitten "Unser täglich Brot gib uns heute" und "Vergib uns unsere Schuld" wurde es als Tisch und Rüstgebet verstanden.

    Der anschließende Friedensgruß ist eine letzte Erinnerung, daß an dieser Stelle ursprünglich der Friedenskuß gewechselt wurde als Zeichen der Gemeinschaft und Bruderschaft. Heute soll der Friedensgruß verstanden werden als ein gegenseitiges Zusprechen der Glaubenswirklichkeit, daß die um das Altarsakrament versammelte Gemeinde in Christus ein Geist und ein Leib ist.

    Vor der Austeilung singt die Gemeinde seit ältester Zeit einen litaneiartigen Hymnus, der den Opfergedanken aufnimmt und mit dem Altarsakrament in Beziehung setzt, das Agnus Dei : "Christe, du Lamm Gottes...". Nach der Aufforderung "Kommt, es ist alles bereit" tritt die Abendmahlsgemeinde zum Empfang des Sakraments vor. Nach dem ersten Abendmahlstisch begleitet die Gemeinde die Kommunikanten mit ihren Liedern lobend, dankend und fürbittend. Nach der Austeilung stimmt die Gemeinde als Danklied den Lobgesang des Simeon an, das Nunc dimittis : "Herre, nun läßt du deinen Diener in Frieden fahren...". Nach der Kommunion eilt der Gottesdienst rasch seinem Ende zu. Der Schlusskollekte, dem Schlussgebet, gehen die "Salutation" "Der Herr sei mit euch und mit deinem Geist" und ein Versikel voraus. Dies ist ein zweiteiliger biblischer Kernsatz, den Liturg und Gemeinde im Wechsel singen. Er ist der Kirchenjahreszeit angepasst.

  9. Der Schlussteil
  10. Mit der Entlassung " Gehet hin im Frieden des Herrn - Gott sei ewiglich Dank ", dem Segen, einer Schluss-Strophe und einem Orgelnachspiel endet der Gottesdienst. Der Segen ist ein alle bisherigen Worte in sich zusammenschließendes letztes Wort. Er entlässt die Gesegneten in eine neue Situation, in eine neue Aufgabe, gestärkt im Glauben,  Gott und den Menschen zu dienen.

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