Zwei Gemeinden |
Als Jesus von den Pharisäern
gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?, antwortete er ihnen und sprach: Das
Reich Gottes kommt nicht so, daß man's beobachten kann; man wird auch nicht
sagen: Siehe, hier ist es! Oder: Da ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist
mitten unter euch.
Er sprach aber zu den Jüngern: Es wird die Zeit kommen, in der ihr begehren
werdet, zu sehen einen der Tage des Menschensohns, und werdet ihn nicht sehen.
Und sie werden zu euch sagen: Siehe, da! Oder: Siehe, hier! Geht nicht hin und
lauft ihnen nicht nach! Denn wie der Blitz aufblitzt und leuchtet von einem Ende
des Himmels bis zum andern, so wird der Menschensohn an seinem Tage sein. Zuvor
aber muß er viel leiden und verworfen werden von diesem Geschlecht. Und wie es
geschah zu den Zeiten Noahs, so wird's auch geschehen in den Tagen des
Menschensohns: Sie aßen, sie tranken, sie heirateten, sie ließen sich heiraten
bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche ging und die Sintflut kam und brachte
sie alle um. Ebenso, wie es geschah zu den Zeiten Lots: Sie aßen, sie tranken,
sie kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie bauten; an dem Tage aber, als
Lot aus Sodom ging, da regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und brachte sie
alle um. Auf diese Weise wird's auch gehen an dem Tage, wenn der Menschensohn
wird offenbar werden.
Denn unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber. Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn. Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, daß er über Tote und Lebende Herr sei.
Jesus trieb einen bösen Geist aus, der war stumm. Und es geschah, als der Geist ausfuhr, da redete der Stumme. Und die Menge verwunderte sich. Einige aber unter ihnen sprachen: Er treibt die bösen Geister aus durch Beelzebul, ihren Obersten. Andere aber versuchten ihn und forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel. Er aber erkannte ihre Gedanken und sprach zu ihnen: Jedes Reich, das mit sich selbst uneins ist, wird verwüstet, und ein Haus fällt über das andre. Ist aber der Satan auch mit sich selbst uneins, wie kann sein Reich bestehen? Denn ihr sagt, ich treibe die bösen Geister aus durch Beelzebul. Wenn aber ich die bösen Geister durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben eure Söhne sie aus? Darum werden sie eure Richter sein. Wenn ich aber durch Gottes Finger die bösen Geister austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen. Wenn ein Starker gewappnet seinen Palast bewacht, so bleibt, was er hat, in Frieden. Wenn aber ein Stärkerer über ihn kommt und überwindet ihn, so nimmt er ihm seine Rüstung, auf die er sich verließ, und verteilt die Beute. Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.
Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe, geht auf wie eine Blume und fällt ab, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht. Doch du tust deine Augen über einen solchen auf, daß du mich vor dir ins Gericht ziehst. Kann wohl ein Reiner kommen von Unreinen? Auch nicht einer! Sind seine Tage bestimmt, steht die Zahl seiner Monde bei dir und hast du ein Ziel gesetzt, das er nicht überschreiten kann: so blicke doch weg von ihm, damit er Ruhe hat, bis sein Tag kommt, auf den er sich wie ein Tagelöhner freut.
Jesus sagte seinen Jüngern ein Gleichnis darüber, daß sie allezeit beten
und nicht nachlassen sollten ,und sprach: Es war ein Richter in einer
Stadt, der fürchtete sich nicht vor Gott und scheute sich vor keinem
Menschen. Es war aber eine Witwe in derselben Stadt, die kam zu ihm und
sprach: Schaffe mir Recht gegen meinen Widersacher! Und er wollte lange
nicht. Danach aber dachte er bei sich selbst: Wenn ich mich schon vor Gott
nicht fürchte noch vor keinem Menschen scheue, will ich doch dieser Witwe,
weil sie mir soviel Mühe macht, Recht schaffen, damit sie nicht zuletzt
komme und mir ins Gesicht schlage.
Da sprach der Herr: Hört, was der ungerechte Richter sagt! Sollte Gott
nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht
rufen, und sollte er's bei ihnen lange hinziehen? Ich sage euch: Er wird
ihnen Recht schaffen in Kürze. Doch wenn der Menschensohn kommen wird,
meinst du, er werde Glauben finden auf Erden?
Von den Zeiten und Stunden aber, liebe Brüder, ist es nicht nötig, euch zu schreiben; denn ihr selbst wißt genau, daß der Tag des Herrn kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen werden: Es ist Friede, es hat keine Gefahr -, dann wird sie das Verderben schnell überfallen wie die Wehen eine schwangere Frau, und sie werden nicht entfliehen. Ihr aber, liebe Brüder, seid nicht in der Finsternis, daß der Tag wie ein Dieb über euch komme. Denn ihr alle seid Kinder des Lichtes und Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis. So laßt uns nun nicht schlafen wie die andern, sondern laßt uns wachen und nüchtern sein. Denn die schlafen, die schlafen des Nachts, und die betrunken sind, die sind des Nachts betrunken. Wir aber, die wir Kinder des Tages sind, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung auf das Heil. Denn Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern dazu, das Heil zu erlangen durch unsern Herrn Jesus Christus, der für uns gestorben ist, damit, hob wir wachen oder schlafen, wir zugleich mit ihm leben. Darum ermahnt euch untereinander, und einer erbaue den andern, wie ihr auch tut.
Herr, du bist unsre Zuflucht für und für. Ehe denn die Berge wurden und
die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu
Ewigkeit. Der du die Menschen lässest sterben und sprichst: Kommt wieder,
Menschenkinder! Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern
vergangen ist, und wie eine Nachtwache. Du lässest sie dahinfahren wie
einen Strom, sie sind wie ein Schlaf, wie ein Gras, das am Morgen noch
sproßt, das am Morgen blüht und sproßt und des Abends welkt und verdorrt.
Das macht dein Zorn, daß wir so vergehen, und dein Grimm, daß wir so
plötzlich dahin müssen. Denn unsre Missetaten stellst du vor dich, unsre
unerkannte Sünde ins Licht vor deinem Angesicht. Darum fahren alle unsre
Tage dahin durch deinen Zorn, wir bringen unsre Jahre zu wie ein
Geschwätz. Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn's hoch kommt, so
sind's achtzig Jahre, und was daran köstlich scheint, ist doch nur
vergebliche Mühe; denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon.
Wer glaubt's aber, daß du so sehr zürnest, und wer fürchtet sich vor dir
in deinem Grimm? Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir
klug werden.
HERR, kehre dich doch endlich wieder zu uns und sei deinen Knechten
gnädig! Fülle uns frühe mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und
fröhlich sein unser Leben lang. Erfreue uns nun wieder, nachdem du uns so
lange plagest, nachdem wir so lange Unglück leiden. Zeige deinen Knechten
deine Werke und deine Herrlichkeit ihren Kindern. Und der Herr, unser
Gott, sei uns freundlich und fördere das Werk unsrer Hände bei uns. Ja,
das Werk unsrer Hände wollest du fördern!
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