Zwei Gemeinden |
Seid barmherzig, wie auch euer Vater
barmherzig ist. Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt
nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben. Gebt, so
wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes
und überfließendes Maß
wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß,
mit dem ihr meßt, wird
man euch wieder messen.
Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis: Kann auch ein Blinder einem Blinden den
Weg weisen? Werden sie nicht alle beide in die Grube fallen? Der Jünger steht
nicht über dem Meister; wenn er vollkommen ist, so ist er wie sein Meister.
Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und den Balken in deinem
Auge nimmst du nicht wahr? Wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt still,
Bruder, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen, und du siehst selbst nicht
den Balken in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge
und sieh dann zu, daß du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst!
Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder du, was verachtest du deinen Bruder? Wir werden alle vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden. Denn es steht geschrieben: «So wahr ich lebe, spricht der Herr, mir sollen sich alle Knie beugen, und alle Zungen sollen Gott bekennen.» So wird nun jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben. Darum laßt uns nicht mehr einer den andern richten; sondern richtet vielmehr darauf euren Sinn, daß niemand seinem Bruder einen Anstoß oder Ärgernis bereite.
Die Brüder Josefs aber fürchteten
sich, als ihr Vater gestorben war, und sprachen: Josef könnte uns gram sein und
uns alle Bosheit vergelten, die wir an ihm getan haben. Darum ließen sie ihm
sagen: Dein Vater befahl vor seinem Tode und sprach: So sollt ihr zu Josef
sagen: Vergib doch deinen Brüdern die Missetat und ihre
Sünde, daß sie so übel
an dir getan haben. Nun vergib doch diese Missetat uns, den Dienern des Gottes
deines Vaters! Aber Josef weinte, als sie solches zu ihm sagten.
Und seine Brüder gingen hin und
fielen vor ihm nieder und sprachen: Siehe, wir sind deine Knechte. Josef aber
sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Stehe ich denn an Gottes Statt? Ihr
gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen, um zu
tun, was jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten ein
großes Volk. So fürchtet
euch nun nicht; ich will euch und eure Kinder versorgen. Und er tröstete sie
und redete freundlich mit ihnen.
Seid allesamt gleichgesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig.
Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern
segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, daß ihr den Segen ererbt.
Denn « wer das Leben lieben und gute Tage sehen will, der hüte seine
Zunge, daß sie nichts Böses rede, und seine Lippen, daß sie nicht
betrügen. Er wende sich ab vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und
jage ihm nach. Denn die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten, und seine
Ohren hören auf ihr Gebet; das Angesicht des Herrn aber steht wider die,
die Böses tun »
Und wer ist's, der euch schaden könnte, wenn ihr dem Guten nacheifert? Und
wenn ihr auch leidet um der Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig.
Fürchtet euch nicht vor ihrem Drohen und erschreckt nicht; heiligt aber
den Herrn Christus in euren Herzen. Seid allezeit bereit zur Verantwortung
vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in
euch ist, und das mit Sanftmut und Gottesfurcht, und habt ein gutes
Gewissen, damit die, die euch verleumden, zuschanden werden, wenn sie
euren guten Wandel in Christus schmähen. Denn es ist besser, wenn es
Gottes Wille ist, daß ihr um guter Taten willen leidet als um böser Taten
willen.
Die Schriftgelehrten und Pharisäer brachten eine Frau zu Jesus, beim Ehebruch ergriffen, und stellten sie in die Mitte und sprachen zu ihm: Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen worden. Mose aber hat uns im Gesetz geboten, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du? Das sagten sie aber, ihn zu versuchen, damit sie ihn verklagen könnten. Aber Jesus bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie nun fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie. Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde. Als sie aber das hörten, gingen sie weg, einer nach dem andern, die Ältesten zuerst; und Jesus blieb allein mit der Frau, die in der Mitte stand. Jesus aber richtete sich auf und fragte sie: Wo sind sie, Frau? Hat dich niemand verdammt? Sie antwortete: Niemand, Herr. Und Jesus sprach: So verdamme ich dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr.
Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann. Ist's möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben : « Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr .» Vielmehr, « wenn deinen Feind hungert, gib ihm zu essen; dürstet ihn, gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln ». Laß dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.
Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott,
zu dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann
werde ich dahin kommen, daß ich Gottes Angesicht schaue? Meine Tränen sind
meine Speise Tag und Nacht, weil man täglich zu mir sagt: Wo ist nun dein
Gott? Daran will ich denken und ausschütten mein Herz bei mir selbst: wie
ich einherzog in großer Schar, mit ihnen zu wallen zum Hause Gottes mit
Frohlocken und Danken in der Schar derer, die da feiern. Was betrübst du
dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich
werde ihm noch danken, daß er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.
Mein Gott, betrübt ist meine Seele in mir, darum gedenke ich an dich aus
dem Land am Jordan und Hermon, vom Berge Misar. Deine Fluten rauschen
daher, und eine Tiefe ruft die andere; alle deine Wasserwogen und Wellen
gehen über mich. Am Tage sendet der HERR seine Güte, und des Nachts singe
ich ihm und bete zu dem Gott meines Lebens. Ich sage zu Gott, meinem Fels:
Warum hast du mich vergessen? Warum muß ich so traurig gehen, wenn mein
Feind mich dränget? Es ist wie Mord in meinen Gebeinen, wenn mich meine
Feinde schmähen und täglich zu mir sagen: Wo ist nun dein Gott? Was
betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott;
denn ich werde ihm noch danken, daß er meines Angesichts Hilfe und mein
Gott ist.
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