Hamburg, im Dezember 2015
Liebe Freundinnen und Freunde der Alimaus!
Liebe Mitarbeiter und Sponsoren!
"Apokalypse" ist die Aufdeckung dessen, was schon geheim da ist, sich
schon ankündigt, von dem man aber denkt: "Das trifft oder betrifft mich
nicht." Aber plötzlich ist es da. Manche denken an Weltuntergang. In
jedem Fall geht etwas von der eigenen Welt unter.
Das Jahr 2015 ist für uns "apokalyptisch". Von den 60 Millionen
Menschen, die seit Jahren auf der Welt auf der Flucht vor Krieg und
unmenschlichen Verhältnissen sind, kommen jetzt nur ein Bruchteil, aber
doch recht .viele - bis zu uns nach Harnburg. Zur Alimaus hat bislang
nur ein kleiner Teil der Hamburger Flüchtlinge den Weg gefunden.
Menschen aus Südosteuropa sind schon länger bei uns. Junge Afrikaner
sind auch nicht zu übersehen. Wir sind dankbar, dass sich der neue
Zustrom erst langsam abzeichnet; da unser Haus ziemlich voll ist: Jeden
Tag kommen an die 400 Gäste zum Frühstück und/oder zur warmen Mahlzeit.
Apokalyptisch ist 2015 auch insofern, als bei uns die Krise der
Frauenorden unübersehbar wird. Die früher großen Gemeinschaften, die
besonders auf dem sozialen Sektor für - Niedriglöhne - tätig waren,
schrumpfen unentwegt und bestehen fast nur noch aus hochbetagten Frauen.
Die letzten 15 Jahre hat die Alimaus auf dem Fundament von 5 Thuiner
Franziskanerinnen erfolgreich gelebt und dadurch ein großes Ansehen
erlangt.
Sr. Clemensa, die Sr. Gerharda 2009 in der Leitung der Alimaus
nachgefolgt war, hat Anfang Juni bereits ihren Dienst bei uns beendet.
Wir haben das Sommerfest gern verbunden mit ihrer Verabschiedung. So
konnten auch viele unserer Gäste, die sonst ihren Tagesablauf eher sehr
kurzfristig planen, dabei sein und Sr. Clemensa für ihren Einsatz
danken. Mitte des kommenden Jahres werden auch die restlichen 3
Schwestern ins Mutterhaus zurückkehren. Sr. Egberta und Sr. Borromäa
vollenden Ihr achtzigstes Lebensjahr, auch Sr. Henrike, die
dreizehn Jahre lang unsere große Küche geleitet und ihre Kräfte dort
gelassen hat, wird mit ihnen Hamburg verlassen. Wir schauen überaus
dankbar auf eine große Zeit zurück, in der wir kostenlos die Dienste der
Schwestern genossen haben. Auf diesem Hintergrund konnten die Dienste
der Alimaus expandieren.
Ebenfalls betagt sind alle Gründungsmitglieder der Alimaus, die sich
1992 als junge Senioren für die Obdachlosen und Drogenabhängigen
engagiert haben. Auch hier ist der Generationswechsel seit Jahren in
vollem Gange.
Umso schöner ist es, dass wir auch jetzt Jungsenioren haben, die die
notwendigen Dienste in der Alimaus übernehmen:
Die Leitung des Hauses vor Ort hat Herr Holger Triebel seit Anfang Juni
übernommen. Er hatte sich nach Ausscheiden aus dem Berufsleben mehrere
Monate an der Seite von Sr. Clemensa eingearbeitet. In den Umkreis der
Leitung sind auch Herr Martin Levi und Frau
Christiane Hartkopf, die noch viel jünger ist, eingetreten.
Dankbar sind wir für viele junge Menschen, die durch das von der Schule
vorgeschriebene Sozialpraktikum die Alimaus kennenlernen und auch nach
dem Praktikum sich gern bei uns einbringen wollen. Besonders sind unsere
FSJ-ler zu nennen. 2014/15 haben Sandra
Arbanowski, Laura Zajusch und Jacob Kullmann ein sehr erfreuliches Jahr
mit uns verbracht. In diesem Jahr sind Melanie Meinhold, Nils Janzen und
Niklas von Essen mit Herz und Hand bei uns.
Beim Helfertreffen im Oktober haben wir Diakon Henry Kirsche offiziell
aus seinem Dienst im Seelsorgebüro Metanoite verabschiedet. Er hat 13
Jahre lang viele Obdachlose und Bedürftige begleitet, Gesprächsgruppen
um Themen des Glaubens und Lebens initiiert und versucht, Menschen aus
unserem Umfeld wieder Verantwortung zuzumuten. Auch das Wohnprojekt
"Heavens Door" in Rissen ist durch ihn entstanden. Seine Aufgabe
übernimmt Pastoralreferent Herbert Wolf. Henry Kirsche selbst wird
weiter die Trinitatis-Gruppe begleiten.
Manches ist im vergehenden Jahr gut gelaufen wie in den vorigen Jahren.
Die Basis bildet die tägliche Arbeit (außer sonntags) im Haupthaus der
Alimaus mit Essenszubereitung und -ausgabe und dazu die Versorgung mit
täglich benötigter Kleidung, die ebenfalls tägliche Möglichkeit zu
Dusche, Hygiene und .Versorgung kleinerer gesundheitlicher Probleme und
dazu der wöchentliche Dienst von zwei Ärzten in "Nobis Bene", die
wöchentliche Ausgabe von Kleidung in der Kleiderkammer "Don Alfonso" und
auch täglich die Gelegenheit zum seelsorgerlichen Gespräch in
"Metanoite".
Die großen Feste markieren den Jahreslauf. Da ist vor allem Weihnachten.
Wieder bereiten wir uns auf den Heiligen Abend vor, wenn zweimal 170
Gäste mit uns die Geburt Jesu feiern. Natürlich gab es im Sommer das
traditionelle Sommerfest der Alimaus mit Essen und Trinken, mit Kaffee
und herrlichem Kuchen, mit Tombola und schönem Old Time Jazz. Zu den
über das Normale hinausgehenden Events gehört die Musik. Zum Anfang und
Ende der abendlichen Öffnungszeit der Alimaus zwischen November und
April ist die Dixieland Session mit Henrys Fidgety Feet Warmers
unverzichtbar. Und klassisch mögen wir es auch, wenn die jungen Meister
von Yehudi Menuhins Projekt "Life Music Now" mehrfach im Jahr bei uns zu
Gast sind.
Über Metanoite wird unser wichtigstes geistliches Angebot organisiert,
der Alpha-Kurs, den wir zum achten Mal anbieten. Hier können sich
Menschen über ihre tieferen Überzeugungen bezüglich des Sinnes ihres
Lebens äußern und mit der großen Tradition der Gemeinde Jesu Christi in
Verbindung bringen. Ökumenische Gottesdienste zu den 4 Jahreszeiten
erinnern uns an Gott, den Ursprung alles Guten, auch unserer Alimaus.
Der "Hamburger Wohlfühlmorgen" ist das Vorzeigeprojekt von
Malteser-Hilfs-Dienst, Caritas-Verband, Sozialdienst Katholischer Frauen
Altona, Ansgar-Schule und der Alimaus. Schon 6 Jahre lang veranstalten
wir zweimal im Jahr diesen Event (Homepage). Bereits eine Woche nach
seiner Weihe hat unser neuer Erzbischof Stephan Heße dort unsere ca. 350
Gäste begrüßt. "Natürlich war er auch schon zu längerem Besuch und
Gespräch in der Alimaus.
Fast alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten kostenlos bei
uns mit. Sie tragen sogar die Unkosten zur Fahrt in die Alimaus
persönlich. So gehören sie zu unseren heimlichen Sponsoren. Wenigstens
ein kleines Zeichen der Dankbarkeit können wir geben. Seit 6 Jahren
bieten wir unseren ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern einen
Tagesausflug an. In diesem Jahr ging es am 9. September in die
Weltkulturerbe Stadt Wismar, die trotz des Bombenangriffs Ende April
1945 manches von ihrem schönen Stadtbild bewahren konnte. Zweimal in1
Jahr treffen sich viele Ehrenamtliche zum Helfertreffen. Im Frühjahr hat
dabei Herr Andreas Stasiewicz von "Hoffnungsorte" (früher
"Stadtmission") eingehend die konkrete Lage analysiert und auch
Angstphantasien bezüglich der Migranten aus Osteuropa zurechtgerückt. Da
war noch nicht die Rede von den über die Balkanroute kommenden Tausenden
Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan und Afrika.
Wir leben ausschließlich von Spenden. Viele Sponsoren greifen uns mit
größeren oder kleineren Zuwendungen unter die Arme - nicht wenige tun es
regelmäßig. Anlässlich runder Geburtstage und Jubiläen fließen uns
erstaunliche Sammelspenden zu, die uns in dieser Zeit des Umbruchs
weitere Sicherheit geben. Wie in jedem Jahr nennen wir eine Spende
besonders: Kinder vom Kindergarten und von der katholischen Schule
Blankenese haben Brot und Plätzchen gebacken und verkauft, den Erlös von
1260,- Euro haben wir erhalten. Wunderbar!
Der Freundeskreis des Hilfsvereins St. Ansgar e.V. erweitert den
finanziellen Hintergrund unseres Projektes. Der Freundeskreis ist auch
an unterschiedlichen Scharnierstellen tätig: Vertretung in dei: SIC
(Soziale Initiative City), Kontakte zu Behörden, Herstellung des Alimaus
Flyers. Bei der Mitgliederversammlung des Freundeskreises hat Frau
Astrid Kleist über ihre Aufgabe als Hauptpastorin an St. Jakobi und
Pröpstin der Propstei Alster-Ost und über ihre Sicht auf das
Flüchtlingsproblem gesprochen. Der Freundeskreis wird in Zukunft noch
wichtiger für uns, da wir sehr viel stärker auf das Engagement von
"Laien" setzen müssen, die sich in Sachen Menschenfreundlichkeit und
Effizienz als "Profis" erweisen.
Ohne Sachspenden könnten wir die Alimaus nicht aufrechterhalten. Einige
Filialen der Supermarktketten Lidl und REWE und manche andere Firmen
stellen die Grundlage bei den Lebensmitteln. Viele andere Sachspenden
kommen dazu, z.B. die über den Malteser-Hilfs-
Dienst vermittelten Leistungen von Belegschaften großer Unternehmen an
ihrem Social Day.
Selbstverständlich ist für uns die Zusammenarbeit mit anderen
Einrichtungen: allem voran der Gesprächskreis St. Pauli mit all seinen
Einrichtungen einschließlich der Davidwache auf der Reeperbahn, dazu
kommen Begegnungen und Besuche z.B. bei dem "Malteser-Nord licht" zum
20. Jubiläum oder dem Schäferhof in Appen.
Wichtig ist der Kontakt zu den Behörden. Gerade am 7. Dezember dieses
Jahres hat der Sozialausschuss der Bezirksversammlung Altona hier bei
uns in der Alimaus getagt: Die Mitglieder haben sich ausführlich nach
der Situation des Hauses erkundigt und damit auch die Wertschätzung für
unser Engagement ausgedrückt. Dabei zeigten sich erfreuliche
Perspektiven für die Zukunft unserer Arbeit. Es sei noch einmal gesagt:
Die Alimaus wird ihre Dienste bedürftigen und obdachlosen Menschen auch
in den kommenden Jahren anbieten. Sie ist unverzichtbar.
Unsere Toten, die uns im Zeichen des Glaubens voraufgegangen sind,
vergessen wir nicht: Schwester Bernarda Ciommer († 27.12 2014) war eine
treue Mitarbeiterin über sehr viele Jahre seit der allerersten Stunde.
Eine langjährige Helferin war auch Frau Ingrid Dettmann aus der
Zionsgemeinde († 09.06.2015). Peter Michael Sörensen, der schon 2014
verstorben ist, war lange unser Gast. Unser Freundeskreis hat für sein
würdiges Begräbnis gesorgt. Zu unseren sporadischen Gästen gehörte Frau
Elisabeth Kwarteng (†27.9.2015).
Natürlich ist im Hintergrund die Verwaltung gelaufen durch die Organe
des Hilfsvereins, durch regelmäßige Bearbeitung und Kontrolle der
Finanzen wesentlich durch Robert Baldsiefen unsererseits, und
andererseits durch die Firma "Dr. Ehlers, Gruttke, Dr. Volkmann und
Partner Wirtschaftsprüfungsgesellschaft", insbesondere Frau Gerda
Gruttke.
Ihnen allen sei ein herzlicher Dank gesagt für Ihr Interesse und Ihre
tatkräftige Hilfe. Das kommende Jahr sei für uns alle von Gott behütet
und gesegnet !
Ihre
P. Dr. Karl Meyer OP
Holger Triebel
Vorsitzender Leiter der Alimaus
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
Sommerfest |
P. Carl |
Metanoite |
Nobis Bene |
Kleiderkammer |
Hr.Triebel |
Sommerfest |
|